Lesben wird traditionell Geschmacklosigkeit und bloßer Pragmatismus, Schwulen hingegen Eitelkeit und übertriebene Manieriertheit unterstellt – und der patriarchal-heteronormative Blick ordnet in der Regel zwangsweise in eine dieser Kategorien ein. Eine solche geschlechtliche Nonkonformität auf der Ebene des Aussehens bzw. Auftretens ist dabei häufig das Einfallstor für Vorwürfe der moralischen Verfehlung und soziale Sanktionierung. Entgegen der Annahme, es gäbe eine »richtige« oder »natürliche« Geschlechterrolle, beziehen sich queere Ästhetiken jedoch in einer Aneignung des Stigmas häufig positiv auf das Aufgesetzte oder Künstliche, um die vermeintliche Natur als Kultur auszustellen und zu unterlaufen – spätestens seit den 1960er Jahren, im Nachgang von Susan Sontags Notes on Camp, auch reflektiert oder programmatisch. Nicht immer war oder ist »queerer Style« jedoch ein visuelles Spektakel. Historisch bestand eine Notwendigkeit für subtilere Codes und auch angesichts eines gesellschaftlichen Rechtsrucks treten Fragen nach Sicherheit trotz Sichtbarkeit wieder in den Vordergrund. Wir möchten uns mit euch daher unter anderem fragen: Welche Funktion erfüllen subkulturelle Erkennungszeichen für uns heute? Wie bilden wir einen »queeren Style« überhaupt aus – und welche Rolle spielt dabei Digitalität? Und nicht zuletzt auch selbstkritisch: Inwieweit haben Marker identitärer Zugehörigkeit eine Warenform angenommen und sollten in einer Kritik an Konsumismus auch hinterfragt werden?
Im Anschluss an einen kurzen, von uns vorbereiteten Input aus konzeptuellen Grundlagen, historischen Beispielen und aktuelleren soziologischen Befunden liegt der Fokus des Abends auf dem Austausch und der Diskussion. Weitere Fragen, die ihr in einer Pause nach dem Input einreichen könnt, bündeln wir und begleiten euch dann als Moderation durch den Abend.
Der Themenabend wird auf Deutsch stattfinden.
This event will be held in German.